Chercher le bonheur sans écraser les autres.

Dem Blog liegt meine subjektive Wahrnehmung zu Grunde - ich werde mein Bestes geben, um keine Stereotype und Klischees zu bedienen. Doch kann ich hier nur ein begrenztes Bild von Kamerun wiedergeben und spreche keinesfalls für ganz Afrika... N'oublions pas la diversité!

Samstag, 20. Juli 2013

A trip to nowhere, The first white man in Mbio Oder auch meine Entdeckung eines kamerunischen Village


(Entschuldigt mich bitte fuer die lange Funkstille, ich kann das nur mit meinem kaputten Laptop und dem Busy Sein der letzten Tage in Kamerun rechtfertigen, also ASHIA!) 

10 Tage vor meiner Abreise werdet Ihr Euch sicher fragen, was ich Euch den noch so spannendes, neues mitzuteilen habe, wo ich doch schon fast ein ganzes Jahr hier verbracht habe und auch meine letzten Blogeintraege eher von meinem alltaeglichen Leben in Kamerun handelten…
Tjaa, eine letzte spontane Reise ist der Anlass. Denn kurzerhand hat mich der unbaendige Drang gepackt ein bisschen Familie meines kamerunischen Freundes kennenzulernen und auf der anderen Seite auch ein typisches village Kameruns zu erleben und erfahren. 

Was macht denn eigentlich das village hier aus und warum ist es nicht einfach ein Dorf in unserem westlichen Sinne? Vor allem die letzte Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Fest steht aber, dass das village hier eine ganz andere Bedeutung zu haben scheint, als es Doerfer in unserem Gebrauch haben, weshalb ich zur Differenzierung lieber den englischen Begriff weiterverwenden moechte. Jeder hier, und wenn ich jeder sage, dann meine ich auch wirklich alle 20,6 Millionen Einwohner dieses Landes, kommt aus einem bestimmten Village. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass du dort jemals gelebt hast, oder geboren wurdest, aber durch deine Vorfahren, die sich in diesem Village niedergelassen hatten, bevor es zur Urbanisierung kam, hast du einen festen Bezug zu diesem Ort und wirst ihn auch immer haben. Alle deine Nachfahren werden diese Verbindung ebenso weiterfuehren, vor allem wenn du ein Mann bist, denn die Frau zieht ins Village ihres Gatten nach.
Interessant ist auch die Regelung der Landesvergabe. Denn wenn deine Familie einmal zu einem village gehoert, so hast du das Recht, in diesem Dorf zu bauen, sofern du ein freies Stueck Land findest. An Bezahlen denkt da niemand, denn du gehoerst zu dem village so sehr, wie es auch dir gehoert. Praktisch ist es demnach, wenn man Elternteile aus zwei unterschiedlichen Villages hat, die beide Haeuser in ihren eigenen Gebieten fuer die Kinder hinterlassen. 

Wenn ich auf den Touristenmaerkten wie zum Beispiel in der Industrie und Hafenstadt Douala aus Sicht des Haendlers zu stark versuche die exorbitanten Whiteman Preise herunterzuhandeln, dann habe ich schon mindestens 5x den Satz  gehoert So you want to send me back to my village? Auch wenn der Satz nicht ohne ein Schmunzeln auf dem Gesicht ausgesprochen wird, ist doch etwas ernstes dran. Denn nur wer Geld hat kann es sich leisten in der modernen Stadt (im besten Fall Grossstadt zu wohnen). Ausser den Grosseltern lebt keiner mehr freiwillig in der laendlichen und abseitsgelegenen Umgebung der villages. Die Strassen dort und dahin sind so schlammig und uneben, da sie noch nie aspaltiert wurden, dass man fuer 200 km in der Regenzeit (ja, ich hatte mir natuerlich die beste Reisezeit fuer diesen Trip ausgesucht) an die 10 Stunden brauchen kann und die Preise sich im Vergleich zur Trockenzeit nahezu verdreifachen. Dazu kommt, dass man in den Doerfern auf jeglichen Standard verzichten muss. Es gibt keine Elektrizitaet, und die Schulbildung fehlt oder ist nur bedingt unter sehr widrigen Umstaenden moeglich, da es ca. eine Grundschule pro 5 bis 10 villages (was stundenlangen Schulweg oder eben den Verzicht auf Schule ausloest) gibt, von Secondary School ganz zu schweigen, dafuer muss man dann schon sehr viel Glueck haben und bei reicheren Verwandten in der naechstgroesseren Stadt unterkommen. Selbst wenn diese Bedingungen erfuellt sind, so fehlen dann meist die Mittel Schulmaterialien etc. zu kaufen, um dem Kind eine ausreichende Bildung zu ermoeglichen. Auch ist der Lebensunterhalt so kritisch, dass das Kind als Arbeitskraft auf dem Feld mithelfen muss oder anderweitig durch Handeln an Geld gelangen soll (hierzu will ich aber kein generelles Bild vermitteln, da ich dafuer viel mehr Doerfer zum Vergleich haette kennenlernen muessen).
Waehrend man in Deutschland in fast jedem noch so kleinen Dorf einen Lebensmittelladen finden wird, gibt es im kamerunischen village meist nur die eigene Farm, die eben das hervorbringen muss, wovon man sich ernaehren will. Natuerlich gibt es noch den Tausch unter der Einwohnern, sodass nicht alle alles anbauen muessen, aber auf viele Grundnahrungsmittel muss verzichtet werden. Obwohl die Rentnergeneration Kameruns fuer ihren Alkoholkonsum bekannt ist, findet man auch nicht in jedem village eine Bar (in unserem Fall musste man bis ins ueberuebernaechste village, zweieinhalb Stunden Fussweg laufen, um eventuell, bei guter Handelszufuhr ein Bier zu ersteigern). 

Vielleicht schreibe ich Euch mal eine Liste mit den Dingen, die es in unserem Dorf, Mbio, nicht gibt (man koennte die Liste natuerlich noch elenlang fuehren, hier geht es jetzt aber nur ums Notwendigste) und die wir daher der Familie meines Freundes Tambe mitgebracht haben.
·         Zahnbuerste und Zahnpasta
·         Seife (Koerper und Waesche)
·         Reis
·         Tomaten
·         Milchpulver
·         Tee
·         Maggi
·         Salz
·         Oel (im Dorf gibt es nur das sehr geschmackseigene und nicht ganz gesunde rotsaemige Palmoel)
·         Jegliche Art von Essen (aber mit dem obengenannten kommt man gut aus)
·         Schulbuecher und Stifte
·         Brot
·         Streichhoelzer
·         Toilettenpapier oder Taschentuecher (nur fuer uns Besucher, die darauf nicht verzichten koennen)
·         Wasser
·         Flip Flops (allgegenwaertiges Schuhwerk in Kamerun)
·         Jegliche Art von Kleidung

So, nun aber zu unserem eigentlichen Trip nach Mbio.
Also, Mbio ist Tambes village, das in der Manyu Division bevor der grossen Stadt Mamfe gelegen ist.
Wegen der durch die Regenzeit bedingten schlechten Strassenverhaeltnisse haben wir uns fuer eine sehr lange, aber besser ausgebaute Route ueber Bamenda entschieden, die uns mit 3 Stops zu unserem Ziel brachte. Mit dem Nachtbus ging es am Samstag von Buea knapp 8 Stunden nach Bamenda, am naechsten Tag mit einem Buschtaxi weiter 2,5 Stunden lang bis in die kleine Stadt Batchwo, wo wir dann unter stroemendem Regen auf einem Motorradtaxi eine Stunde lang durch Sumpf gefahren sind. Schoen dreckig und mit nassen Klamotten haben wir dann also unser Endziel namens Mbio erreicht, wo wir mit offenen Armen vom ganzen vielleicht dreissig koepfigen Dorf empfangen wurden, und jeder es ganz normal fand, wie unanstaendig wir nach der nicht ganz umstandslosen Fahrt aussahen.
Als ich dann endlich die Grossmutter meines Freundes erkannte und ihr allmaehlich klar wurde, dass der Gast, den ihr Enkel mitgebracht hatte seine feste Freundin war, da brach der ganze Jubel aus. Sie hat erstmal ein paar Freudentaenze um mich herum gemacht und mich so herzlich umarmt, dass ich schon nach den ersten paar Minuten fast das Gefuehl bekommen haette zur Familie zu gehoeren.
Die naechsten zwei Stunden verbrachten wir dann damit von Haus zu Haus, Lehmhuette zu Lehmhuette (ganz genau elf Stueck gibt es davon!) zu gehen, jedem Dorfeinwohner vorgestellt zu werden und Willkommengeschenke wie besondere village Eier, Guaven, Kokosnuesse und Buschmango in Empfang zu nehmen.
Nach einem herrlich von der Grossmutter zubereiteten Rice and Stew Dinner fielen wir dann auch schon uebermuedet von der elenlangen Fahrerei in die Betten.
Der naechste Morgen begann leider weniger erfreulich als der vorherige Tag geendet hatte, denn mir wurde die negative Seite des Villagelebens schlagartig bewusst, als ich zwei komplett angeschwollene und rotgepunktete Haende unter der Bettdecke hervorzog. Ich habe leider immernoch nicht herausbekommen was fuer gemeine Insekten mich da entstellt hatten, aber es war mir eine Lehre und trotz hoher Temperaturen lief ich von  nun an nur noch langaermlig herum.
Nach dem Fruehstueck haben Tambe und ich seine Grossmutter zur Farm hinter den Haeusern begleitet und eine Reihe neuer Gewaechse kennengelernt. Da waere zum Beispiel Egussi, eine bestimmte Art von Frucht, deren Kerne man zur Zubereitung eines weissen Purees verwendet (sehr teuer, da sich in jeder Frucht nur an die 5 solcher Kerne befinden). Dann wurden mir Vegetables (das ist hier nicht einfach Gemuese, sondern spinataehnliches Gruenkraut) jeglicher Form und Art, Cassava Knollen,  auch als Maniok bekannt, und Buschmango vorgefuehrt. Letzteres hat vor allem meine Aufmerksamkeit geweckt, da ich Mango so sehr liebe. Damit kann man es jedoch weder geschmacklich noch aeusserlich vergleichen, den es aehnelt eher einer Orange mit Mango Konsistenz innen, die aber nach Apfel schmeckt. Die Haupttaetigkeit des gesamten Dorfes waehrend der paar Tage, die ich dort verbracht habe, schien zu sein die gerade Frisch gereiften Buschmangos auszuschluerfen, sodass man die Kerne weiterverwenden kann, die dann fuer verschiedene Suppen benutzt werden koennen. Eine sehr spannende Prozedur.
Am allermeisten hat mir denke ich das Baden im Fluss gefallen. Der Fluss ist direkt an einem Wasserfall, sodass das Wasser immer schoen sauber war, obwohl die Einwohner ihre ganze dreckige Waesche dort regelmaessig waschen.

Ich wuerde mal behaupten, dass ich aus diesem letzten kleinen Trip doch am meisten gelernt habe. Nicht nur wie dieses oder jenes Essen an einer Feuerstelle zubereitet wird, wie man Kokosnuesse oder Kakaofruechte erntet, oder auf einer Farm arbeitet, nein viel mehr das Zwischenmenschliche hat mich beeindruckt und gelehrt. Wie die Alten hier mit den Juengeren und Kindern umgehen, wie ich dort empfangen wurde und wie jeder jedem hilft.
In Mbio ist man weit entfernt von unserem europaeischen Denkensansatz Wenn du dies fuer mich tust, mache ich jenes fuer dich oder wenn ich bei dir Profit machen kann, dann darfst du das und das von mir haben… das hat mir gut gefallen und mich zum Nachdenken gebracht.
Ich denke trotz meines nur kurzen Aufenthalts haben auch die Mbio Menschen einiges neues von mir gezeigt bekommen (und damit meine ich nicht nur, dass sie nach anfaenglicher Skepsis und argwoehnischer Beaeugung auf den Geschmack von Vollkornnudeln mit Alnatura Tomatensauce gekommen sind, bis das ganze Dorf angerannt kam und auch noch etwas abhaben wollte). Nein, ich meine eher die verschiedene Wahrnehmung und der ganz unterschiedliche Umgang mit dem Menschen und der Natur.

Ich bin die erste Weisse in Mbio gewesen, die nicht einfach nur Hallo gesagt hat und weiter gereist ist, sondern ein wenig mehr Zeit mit den Menschen dort verbracht hat, um sie auch wirklich kennenzulernen. Das hat zu viel Anerkennung sowie einem Eintrag an der Dorfhalle gefuehrt und mich geruehrt. Mbio wird wohl nicht mein letztes Mal gewesen sein!

Mittwoch, 17. April 2013

Die Halbzeit unbemerkt überschritten - Youth Week, Women’s Day, Ausflug mit den Waisenkindern, Trade Fair, Mama & Charlotte Dipanda in Buea



Ohne dass ich es gemerkt habe, habe ich schon vor Längerem die Halbzeit meines Kamerun-Aufenthalts überschritten. 7 Monate sind rum. Wenn Ihr Euch den Countdown rechts oben auf meiner Seite anschaut, dann stellt Ihr fest, dass noch an die 5 Monate bleiben dürften. Leider ist das bei mir nicht der Fall, da ich einen Monat früher abreisen muss, studienbedingt, da ich jetzt höchstwahrscheinlich nach Paris an die „Sciences Po“ zum Politikstudium mit Schwerpunkt Europa-Afrika gehen werde, wofür ich mich schon vor einem Jahr beworben hatte und auch angenommen wurde. In Frankreich beginnt das Studium mit Einführungswoche etc. nämlich schon Ende August und ich muss schließlich auch noch eine Wohnung finden etc. Viel Zeit für Wiedersehen, Freunde und Familie besuchen oder auch einfach ein paar schöne Unternehmungen in Deutschland wiederentdecken bleibt da gar nicht mehr für mich.
Mein neues Ausreisedatum steht damit also fest, es ist der 27. Juli (am 28. bin ich dann am Düsseldorfer Flughafen).
Tjaa, ganz so viel Zeit bleibt mir dann leider nicht mehr, aber da hier ab Mitte Juni Ferien sind, werde ich trotzdem noch ein wenig Zeit haben andere Ecken Kameruns zu entdecken.

Jetzt muss ich ein bisschen zurückgehen, denn am 11. Februar war der Youth Day. In Kamerun ist das eine ziemlich große Sache. Eine ganze Woche vorher wurden in unserer Schule Youth Day Aktivitäten wie traditioneller Tanz, klassischer Tanz, Chor und Sportarten wir Fußball und Handball durchgeführt. Leider wurden immer nur kleine Gruppen von Schülern ausgewählt, die besten eben, denn am eigentlichen Youth Day sollte man in diesen Disziplinen gegen andere Schulen antreten. Dadurch war die Schule während dieser Zeit sehr unruhig, mehr als die Hälfte der Schüler haben rumgetobt, da kein Unterricht stattfand und sie nichts zu tun hatten, aber dennoch erscheinen mussten.
Wir Freiwilligen mussten wie das Lehrerkollegium eine sehr kitschige „Social-Uniform“ beim Schneider machen lassen, die aus einem pink-lilanen Rock und einer weiß-rosa-glitzernden Weste besteht. So erschienen wir dann zum Youth Day und die Kinder hatten alle ihre beste Schuluniform an, Klasse 6 sogar ihr Graduation-Outfit, das ja eigentlich erst für das Ende des Schuljahres vorgesehen ist.
Im Dorf Bokova hinter unserer Schule fand dann eine Parade mit allen Schulen der Umgebung statt. Anschließend starteten die Wettbewerbe. Erst der Kindergarten, dann die Primary Schools u.a. unsere Jamadianle. Wir gewannen in den Disziplinen Chor und traditioneller Tanz, was unsere Schule sehr glücklich stimmte. Gewinnen schien hier sehr viel wichtiger als der eigentliche Spaß an der Sache.
Die eigentliche Sensation waren allerdings die weiterführenden „Secondary Schools“, die sich für den traditionellen Tanz unglaublich Mühe gaben. Es war eine richtige Show: Die ca. 20-Jährigen Abiturienten hatten sich sehr originell mit Bananenblättern, Stöcken, Farbe im Gesicht und traditionellem Stoff verkleidet, sodass die kleineren Kinder sogar Angst vor ihnen bekamen. Mit Trommeln, Blätterrascheln und einer Art Indiandergesang ging es dann los. Das war ein tolles Spektakel. Was mich am meisten beeindruckt hat ist, dass sie das alle so ernst genommen haben und es keine Veralberung und nichts gab. Sie wissen alle von ihren Großeltern wie so eine traditionelle Zeremonie aussieht und versuchen die Kultur zu bewahren. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Jugend bei uns so etwas nie trauen würde und nur lächerlich fände.
So ging der Tag dann bald zu Ende.

Lange mussten wir nicht auf den nächsten Internationalen Tag warten, denn für den 8. März stand der Weltfrauentag an. Alle Frauen kauften sich den extra dafür hergestellten Women’s Day-Stoff, den es in blau und pink gab. Ich entschied mich für die blaue Variante. Viele Freiwillige kauften sich davon „Kabbas“, die riesigen afrikanischen Kleider, die jedem passen bzw. nicht passen, da man unter ihnen ungefähr 10x schwanger sein könnte. Ich entschied mich aber für den originellen 8-half-skirt, ein bodenlanger Rock, der hier von fast jeder Frau getragen wird mit einem sehr aufwendigen Rüschen-Oberteil, Kitsch muss eben auch einmal sein.
Richtig gekleidet sind wir dann am Morgen des 8. März hoch zum Bongo Square gefahren, wo auch schon der Teacher’s Day im Herbst gewesen war und marschierten dort nacheinander in unseren zugehörigen Frauengruppen. Das diesjährige Motto war der Kampf gegen Misshandlung und Kriminalität gegen Frauen.
Außer dem aufwendigen Outfit hat sich dieser Tag nicht sonderlich von den anderen Internationalen Tagen unterschieden.

Da Laura, eine der Holländerinnen und Elsa, die Französin (nur kurze Zeit hier) bald abfliegen sollten, entschieden wir uns einen Ausflug mit den Waisenhauskindern nach Limbe zu unternehmen. Wir fuhren mit den 17 Kindern und ca. 7 Freiwilligen plus dem Waisenhaus-Manager zum Wildlifecenter um die Affen und anderen Tiere zu bestaunen. Danach ging es weiter an den Strand. Manche der Kinder sahen dort das erste Mal in ihrem Leben das Meer, obwohl sie nur eine halbe Stunde entfernt wohnen. Wir versuchten manchen schwimmen beizubringen, spielten Strandspiele und aßen Reis. Es war schön die Kinder so glücklich zu sehen, sie sind eine sehr witzige Gruppe zusammengestellt aus französisch- aber auch englischsprachigen Kindern im Alter von 3 bis 19.

Mir ist gerade mal aufgefallen, dass ich relativ lange nichts mehr von meinem Alltag geschrieben habe, obwohl es in Buea ja auch keinen Stillstand gibt.
Mitte Februar bis Mitte März kam die Sensation namens „Trade Fair“ zu uns in die Stadt. Trade Fair ist eine Art Jahrmarkt oder Kirmes ohne Schnickschnack wie Karussels etc. Dafür gibt es jede Menge Bars, Essensstände (mit geröstetem Fisch, Hühnchen, Peppersoup – kann man nicht mit Pfeffersuppe übersetzen, denn Pepper ist hier ein ganz scharfes Gewürz, das ein bisschen wie kleine runde Pepperoni aussieht, Eisständchen, Popcorn usw.), eine große Bühne auf der Bands und witzige Comedygruppen auftreten und dann darf man natürlich nicht die ganzen Stände vergessen, wo man Gewinnspiele machen kann. Tja, was denkt Ihr Euch ist der Gewinn bei solchen Spielen? Nein, es sind keine Luxusgüter wie bei uns (Kucheltierchen, aufblasbare Plastikkeulen oder Gitarren etc.), es handelt sich vielmehr um sinnvolle Alltagsutensilien für die Küche, die jedermann gebrauchen kann wie Schüsseln, Becher, Töpfe, Teller, Siebe und vieles mehr. Eigentlich gar keine so schlechte Idee finde ich. Und uns Freiwilligen kam es auch ziemlich gelegen, da wir gerade dabei waren unseren leeren 5. Raum in der Wohnung zu einer Küche umzufunktionieren. So hat jeder von uns für 100 CFA Francs (15 ct.) immer ein paar mal gespielt, bis wir genug von dem Zeug hatten. Die Spielanbieter kannten uns am Ende des Monats sehr gut.
Desweiteren haben Johanna und ich mit Claudette und Tambe (adoptierte Kinder von Mr. Orock) einen kleinen Peppersoup- Business aufgemacht. Claudette hat gekocht und gemeinsam mit Tambe verkauft. Währenddessen haben Johanna und ich uns gedacht können wir unseren besonderen Weißen-Status doch auch einmal ausnutzen und alle, die uns nur wegen unserer Hautfarbe ansprechen oder anflirten zu Peppersoup überreden. So wurden wir quasi die Werbefrauen und haben auch ziemlich viele Leute damit angelockt. Der Monat war echt witzig und hat aus Buea mal eine kleine Stadt der „Loisirs“ gemacht. Vergnügungen gab es nämlich endlich mal genug. Denn ein Kino, ein Café o.ä. fehlt einem nach 7 Monaten schon öfters. Fast jeden Abend haben wir bei Trade Fair verbracht, deshalb vermissen wir es jetzt um so mehr. Aber Trade Fair muss nun mal weiterziehen, damit es die meisten größeren  Städte Kameruns in einem Jahr durchlaufen kann.

Das war es damit also. Aber ca. 2 Wochen später kündigte sich meine Mutter auch schon am Douala Flughafen an… Es war sehr schön sie nach so einer langen Zeit wiedersehen zu können. Leider hat sie sich ziemlich anfangs schon sehr erkältet (relativ witzig, wenn man bedenkt, dass sie aus Minusgraden zu ca. 30 Grad geflogen ist und den ganzen langen und kalten Deutschlandwinter nicht krank war). Demnach hatten wir am Anfang eher entspannendes Buea-Programm. Der letzte Schultag vor den Osterferien stand bevor und sie konnte glücklicherweise die Abschlusszeremonie mit Zeugnissen des zweiten Terms mitbekommen und Lehrer sowie Schüler ein bisschen kennenlernen. Meine Lieblingslehrerin Madame Emma hat uns auch ganz herzlich in der Klasse 5A (eine meiner Deutschklassen) willkommen geheißen und uns kleine Lieder mit ihrer Klasse vorgeführt. Das war sehr süß.
Auch konnte meine Mutter ihre psychotherapeutischen Fähigkeiten ein bisschen erproben, da wir nämlich einen Jungen in Klasse 1 haben, der sehr auffällig ist, nicht still sitzen kann und nicht wirklich spricht. Eigentlich läuft er den ganzen Tag draußen auf dem Pausenhof herum, da er eh nicht normal mit den anderen lernen kann. Wir Freiwilligen dachten erst er sei vielleicht autistisch, doch dem stimmt meine Mutter nicht zu. Jetzt haben wir ihn für ein paar Tests erstmal in die nächst größere Stadt geschickt und sehen dann weiter.

Am Ende der ersten Woche haben meine Mutter und ich uns auf den Weg nach Bafoussam gemacht. Ich hatte für unsere Reisen den frankophonen Teil Kameruns ausgewählt, da das sprachlich einfach besser passt und es dort genug schöne Ecken gibt.
Dort haben wir die Chefferie Bandjoun, die beeindruckendste im ganzen Westen, besucht, haben echten Kaffee aus Bafoussam getrunken, den großen Markt besucht und sind noch einmal nach Foumban gefahren, diesmal allerdings mit mehr Zeit. Wenn Ihr Euch noch erinnert, so hatte ich im Januar schon mal von dieser schnuckeligen muslimischen Stadt berichtet. Wir waren wieder im Sultanspalast mit einer richtigen Führung dieses Mal. Außerdem haben wir auch noch das ein bisschen außerhalb gelegene Village d’Artisans (Handswerkszentrum) besucht. Das war sehr eindrucksvoll, denn man konnte den ganzen älteren Männern beim Arbeiten zuschauen. Die meisten haben Holzschnitzereien, Masken etc. gemacht. Wenige haben auch aus Bronze Figuren hergestellt. Ich habe mir dort z.B. Masken-flaschenöffner gekauft und dann haben viele uns auch noch kleine Geschenke gegeben, wie kleine Bronzepüppchen mit Perlen, oder einen „Kompass“, der einem früher beim Reisen geholfen habe. Es handelt sich dabei um eine Art flache Porzellanmaske, die mit 6 verschiedenen Farben bemalt ist. Jede dieser Farben steht dann für eine Region Kameruns (es wurden ein paar zusammengefasst).

Ja, das war ein sehr schöner Ausflug. Zurück in Buea haben wir uns dann erstmal für ein paar Tage an den Strand nach Limbe abgesetzt wo wir auch übernachtet haben. So hatten wir eine sehr erholsame Zeit am Meer, die meine Mutter auch wieder gesund gemacht hat. Wir haben mit einer Lehrerin das traditionelle Gericht Occro-Soup gekocht und Ostern mit den Freiwilligen gefeiert (ein großes Osterfrühstück sogar mit angemalten Eiern! Und einem schönen Osterspaziergang in das Nachbardorf Tole zum Wasserfall).
Dann war es am Ostermontag leider auch schon wieder Zeit Abschied zu nehmen.
Ich glaube wir beide waren sehr froh, dass meine Mutter gekommen ist. Wenn sie Fotos gemacht hat, ist mir immer wieder aufgefallen, was für mich schon ganz normal ist, aber eigentlich doch ganz fremd von unserer Kultur, das war immer interessant. Es war auch eine ganz schöne Hürde für sie mit im Freiwilligen-Appartment zu wohnen, doch wir hatten einen Extraraum. Sie musste sich dadurch auf Eimerduschen, gewisse nicht vorhandene Hygienestandards und Stromprobleme einlassen. Insgesamt war ich sehr positiv überrascht wie sie mit alldem umgegangen ist und wenn ich mich nicht täusche hat ihr die Kamerunerfahrung sehr gut gefallen!

Jetzt ist sie wieder heil in Deutschland und mein kamerunisches Leben geht in den Alltag über. Mir wird aber immer mehr bewusst, dass ich nicht mehr so viel Zeit habe, deshalb probiere ich alles so gut wie möglich auszukosten.
Ich versuche einmal in der Woche ins Waisenhaus zu gehen, bin im Linguistic Centre in den höheren Englischkurs aufgestiegen, mache mit der 1. Klasse immer mehr Creative Mind Corner (also malen wir jede Pause zu einem bestimmten Thema) und vor ca. einem Monat haben Laura und ich zwei Chöre in Klasse 5 und 6 gegründet. Die Idee ist uns auf dem Bilingualism Day gekommen, wo Kamerun seine Zweisprachigkeit gefeiert hat und wir an eine andere Schule gefahren sind, wo alle Buea-Schulkinder etwas vorführen konnten (z.B. zweisprachige Verse, Lieder, Zeitungen und vieles mehr). Dort gab es eben auch einen Chor.
Jetzt ist Laura abgereist, aber die neue Amerikanerin Anne-Marie hilft mir. Gemeinsam suchen wir jede Woche neue englische Lieder heraus und es klappt echt gut. Den ersten kleinen Auftritt hatten wir vor den Osterferien am letzten Schultag, wo wir der ganzen Schule vorgesungen haben.

Gestern Abend (13. April) kam Charlotte Dipanda, eine tolle kamerunische Sängerin, nach Buea. Anne-Marie und ich sind zusammen zu dem Konzert gegangen und haben es sehr genossen. Es gibt hier nicht viele Alternativen zur nigerianischen Pop-Musik, doch sie ist eine davon. Das bekannteste Lied von ihr ist „Coucou“, das findet Ihr bestimmt bei Youtube.

Genug fürs Erste. Nach meinem Geburtstag habe ich Euch bestimmt wieder Einiges zu berichten. Bis dann Ihr Lieben!

Mittwoch, 13. März 2013

Bemühungen tragen Früchte!



Es ist eine Sportstunde wie jede andere. Die Kinder toben auf den Bänken herum, machen Rennspiele oder folgen anderen Anweisungen von uns Freiwilligen. Im Gegensatz zu den meisten Lehrern in unserer Grundschule drohen wir den Kindern nicht mit körperlicher Bestrafung, denn das ist gegen unsere Prinzipien. Außerdem finden die Kinder es weitaus schlimmer, wenn sie eine Stunde vom Sportunterricht ferngehalten werden, da sie gestört haben.

Alles scheint an diesem Tag normal, außer dass ein Kind auf der Bank sitzt und bedrückt ausschaut. Als ich zu dem Mädchen hingehe und frage, was mit ihr los ist, sagt sie mir dass sie Malaria habe. Das Fieber kann ich nur bestätigen. Ich sage ihr, dass sie so nicht weiter am Unterricht teilnehmen könne und will sie nach Hause schicken, aber sie sträubt sich dagegen und sagt mir nach einer Weile, dass sie dann zu Hause geschlagen werden würde. Ich kann mir das natürlich nicht erklären und sage ihr, dass ein krankes Kind das gute Recht darauf hat nach Hause zu gehen und dort gesund gepflegt zu werden. Nach einigem Widerwillen steigt sie in den Schulbus ein und nachdem ich dem Fahrer klargemacht habe, dass er das Mädchen doch bitte bis vor die Haustür begleitet und den Eltern die Situation erklärt, damit nichts passiert, fahren sie los. Für mich hat sich die Angelegenheit damit erstmal erledigt und ich mache mir keinen großen Kopf mehr. Wahrscheinlich habe ich ihre Worte auch einfach nicht ernst genug genommen. Das war so gegen Oktober.

Einige Tage später fällt mir dasselbe Mädchen wieder auf dem Schulhof auf. Ihr Gesicht ist voller Wunden und Krusten. Obwohl man hier weiß, dass viele Kinder zu Hause geschlagen werden, so hat doch keines der anderen Kinder solche Marken und Narben im Gesicht wie Blessing. Allerdings habe ich bei einer anonymen Umfrage von einem Student Teacher schon bemerkt wie viele Kinder angekreuzt hatten, dass sie hin und wieder körperlich bestraft werden. Wie auch immer, dieser Fall scheint mir extremer und ich kann das nicht so einfach als „kulturellen Unterschied“ akzeptieren. Ich nehme das also Kind bei Seite und frage sie ein bisschen nach ihrer Familie und generell ihrem Leben zu Hause. Sie erzählt sehr viel und ich weiß nicht ganz was ich ihr glauben kann. Irgendwann gibt sie aber zu, dass sie nicht immer nur vom Stuhl fällt und daher die Verletzungen kommen und es kommt auch raus, dass sie nur mit ihrer Großmutter zusammen lebt, die sie regelmäßig schlägt und anderweitig wehtut. Ich bekomme das Gefühl, dass das alles eine Nummer zu groß für mich ist, noch dazu wo ich gerade erst seit knapp einem Monat in Kamerun bin und wahrlich nicht von mir behaupten kann, die Kultur schon genug verstanden zu haben. Also begebe ich mich zu Madame Érica, die Bibliothekarin, die ich in meinen ersten Wochen sehr liebgewonnen habe und vertraue mich ihr an. Sie weist mich nur darauf hin, dass ich hier besonders die Hierarchien beachten muss und mich daher an den Schulleiter wenden solle, was ich dann auch direkt tue. Aus dem Gespräch mit ihm kommt heraus, dass dieser Fall schon im vorigen Jahr bekannt wurde und er, sowie eine ältere Lehrerin (Madame Irine) schon einmal mit der Großmutter gesprochen hätten, die allerdings alles abgestritten habe. Für mich macht diese Aussage die Lage noch schlimmer, da mir deutlich wird, dass Blessing schon ziemlich lange unter solchen Konditionen lebt. Ich beharre darauf, dass wir etwas Konkretes unternehmen und verständige mich mit dem Schulleiter darauf, dass wir die Großmutter erneut zum Gespräch einladen. Am besagten Tag erscheint sie nicht. Nach zwei Versuchen entscheiden wir (der Schulleiter, die ältere Lehrerin und ich) uns, dass wir zu Blessing nach Hause gehen, um die Großmutter zu besuchen. Da wir früh morgens gehen, treffen wir sie glücklicherweise auch dort an. Wir reden erst ziemlich allgemein über die Beziehung zu ihrer Enkeltochter und verweisen dann auf den Anlass unseres Kommens. Das Gespräch führt fast die gesamte Zeit Madame Irine, da sie erstens aufgrund ihres Alters besser auf einem Niveau mit ihr reden kann und ich auch noch nicht ganz gut auf Pidgin-English (was die Großmutter ausnahmslos spricht) kommunizieren kann. Die Großmutter streitet alles ab und behauptet Blessing sei ein schwieriges Kind, das zu viel herumtobt und sich beim Spielen die Verletzungen zuziehen würde. Nachdem sie uns das Versprechen gibt, dass sie ihre Enkelin gut behandeln wird, bleibt uns nicht viel anderes übrig, als den Besuch zu beenden und wieder zur Schule zu gehen. Die nächsten paar Wochen scheint alles gut zu gehen und auf Nachfragen hin beteuert Blessing, dass es ihr gut gehe.

Anfang Dezember dann treffe ich sie und ihre Großmutter auf der Straße und drücke meine Freude darüber aus, dass sich ihr Zusammenleben so verbessert habe - falsch gedacht. In der gleichen Nacht noch werden mehrere Lehrerinnen der Schule angerufen und von der Schwester der Klassenlehrerin informiert, dass die Großmutter mit dem Mädchen durch mehrere Bars in Buea ziehe und ein Bier nach dem anderen trinke. Als ich Blessing am nächsten Morgen darauf anspreche, kommt heraus, dass die Großmutter jeden Abend einiges trinkt und sie fast immer währenddessen mit sich herumschleppt. Gerade an solchen Abenden würde sie besonders viel geschlagen.

Nach diesem Vorfall entscheiden wir uns dann dazu, erneut zur Großmutter nach Hause zu gehen. Dieses Mal erkennt sie den Ernst der Lage schon eher und fleht uns auf Knien an ihr zu verzeihen (ich verstehe leider nur die Hälfte von ihrem Pdigin-English). Wir machen ihr klar, dass wir uns, sofern wir noch einmal kommen müssten, an das Sozialamt wenden würden und das einige gravierende Konsequenzen für sie haben könne. Es sieht so aus, als ob sie das einsehe. In genau dieser Zeit ist mein Zwischenseminar, weshalb ich eine Woche in Kribi bin und danach eine weitere Woche wegen Malaria im Bett liege. Als ich wieder gestärkt in die Schule zurückkomme und Blessing über die Lage zu Hause interviewe, kommt heraus, dass sich die Situation erst etwas beruhigt zu haben schien, doch es danach wieder von Neuem begann. Blessing berichtet uns von weiteren Misshandlungen. Zweimal rennt sie schließlich durch strömenden überraschenden Regen (in der höchsten Trockenzeit!) zu meinem Appartment, weil sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten hat. Das kann ich so nicht weiter mitmachen und beharre darauf, dass wir so schnell wie möglich zum Sozialamt gehen, was wir noch in derselben Woche in die Tat umsetzen. Mit dem Social Worker und der Polizei verständigen wir uns erstmal darauf, dass Blessing auf keinen Fall noch eine weitere Nacht zurück zur Großmutter kann und erstmal im Orphanage von UAC - meiner Organisation - für mind. eine Nacht unterkommen könne.
Gemeinsam mit dem Sozialarbeiter gehen wir zu Blessing nach Hause, um die notwendigsten Sachen einzupacken und machen mit der Großmutter ein Treffen für den nächsten Morgen im Büro aus. Sie soll alles versuchen, um auch ihren Sohn, Blessings Vater (der seit Jahren in Limbe wohnt und ihr das Kind überlassen hat), zu erreichen, damit auch er an dem Meeting teilnehmen kann. (Die Mutter von Blessing ist anscheinend schon unmittelbar nach der Geburt weggegangen und wollte sich nie kümmern.)
Nur die Großmutter erscheint am folgenden Tag. Wir haben ein sehr offenes Gespräch, in dem vieles, was wir vermutet hatten, bestätigt wird. Mit Blessings Anwesenheit fragen wir die Großmutter nach jeder einzelnen Wunde und ihrer Entstehung und sie versucht sich jedes Mal noch zu rechtfertigen. Es wird auch deutlich, dass sie alkoholabhängig ist und sich deshalb öfters nicht mehr gut selbst unter Kontrolle zu haben scheint. Vieles kommt auf den Tisch, doch der Vater ist immer noch nicht erschienen.

Einen Tag später meldet er sich dann. Wir treffen uns nochmals alle zusammen und machen aus, dass Blessing ein paar Tage im Orphanage bleiben kann, bis wir entschieden haben, wie es weitergeht. Es heißt auch, dass eine Tante aus Malabo bald ankommen soll, die schon immer alles Finanzielle für Blessing geregelt habe. (Das Geld kommt bei dem Mädchen leider nicht ausreichend an, da die Großmutter es häufig für Alkohol statt für Essen ihrer Enkelin verwendet).
Als diese Tante endlich in Kamerun ankommt, sind wir alle sehr froh. Ihr scheint das Schicksal ihrer Nichte sehr am Herzen zu liegen und auch wenn sie nicht lange bleiben kann, so möchte sie alles versuchen, damit Blessing von nun an bei einer Tante oder anderen Verwandten leben kann, da man eine Alkoholikerin nicht von einem Tag auf den anderen umerziehen kann.
So lief die Geschichte also von statten. Nun ist es März und Blessing lebt seit ca. einem Monat nicht mehr zu Hause. Bald wird sie zu einer Bekannten ziehen, auf die sich der Social Worker und die Familie geeinigt haben.
Nach fast 6 Monaten Engagement in dieser Sache kann ich doch tatsächlich sagen: Bemühungen tragen Früchte. Schauen wir mal, wir sich das ganze noch entwickelt. Ich hoffe inständig, dass es beim Positiven bleibt, doch im Moment scheint Blessing schon sehr viel fröhlicher und offener in der Schule, sie lacht viel mehr und trägt bessere Kleidung. Das macht mich sehr glücklich. Denn auch wenn ich in diesem Jahr keine großen Werke vollbringen kann, so kann ich zufrieden sein, diesen ganzen Prozess ins Rollen gebracht zu haben. Und ich denke mir, dass auch solche kleinen schrittweise positiven Veränderungen etwas ausmachen können.

Auch an diesem Punkt möchte ich noch einmal betonen, dass dies ein einzelnes Vorkommnis ist, das nicht zur Regel gehört. Ich kenne genug kamerunische Familien, in denen es mit viel friedlicheren Methoden abläuft und das Zusammenleben gut klappt, sodass die Kinder keine Angst vor ihren Eltern haben müssen.

Donnerstag, 31. Januar 2013

Besuch aus Deutschland, meine erste Reise, warme Weihnachten, einmal Brautjungfer sein, Silvester am Meer, das strandreiche Zwischenseminar & Malaria – von der man nicht so einfach stirbt –


Wie Ihr dem Titel schon entnehmen könnt, ist hier eine ganze Menge passiert und bedauerlicherweise hat dies gleichzeitig dazu geführt, dass ich vor lauter spannenden Erlebnissen und neuen Ereignissen kaum mal Zeit gefunden habe den letzten Monat zu reflektieren. Schließlich führte dann eine lange und eintönige Krankheitphase dazu, dass ich mich mit dem Geschehenen auseinandergesetzt und das Bedürfnis bekommen habe, Euch mal auf den neuesten Stand zu bringen.

Wo fange ich am besten an… Am besten damit, dass ich Mitte Dezember den ersten Besuch aus Deutschland erhalten habe. Nach knapp 4 Monaten in Kamerun war das ein ganz guter Zeitpunkt, auch wenn ich mir in meinem ersten Monat hier nie erträumen lassen hätte, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon in der Lage sein würde, Menschen rumzuführen, wo es geht den Guide zu spielen, Zusammenhänge zu erklären und ansatzweise kulturelle Strukturen begreiflich machen zu können. Die meisten Freiwilligen bekommen erst nach einem halben Jahr so um Ostern herum Familien und Freundesbesuch, doch fand ich es letztlich auch eine sehr schöne Gelegenheit gerade an Weihnachten und Silvester ein bisschen deutsche Gewohnheit  und Familie um mich herum zu haben. Als mein Vater und Gabi (seine Frau) dann in Kamerun ankamen war das schon etwas ganz Besonderes für mich und ich muss zugeben, dass ich sehr aufgeregt war. In einem neu-geschneiderten traditionellen Kleid und mit frisch gemachten ‚tresses africaines’ called „Ghana bricks“ (was mich ganze 6 Stunden rumsitzen, fast 3 Pakete Kunsthaar und die Frisösin aufgrund europäischem zu weichen Haar sehr viel Ausdauer und Energie gekostet hat) habe ich die beiden am Flughafen in Douala im französischen Teil (Stunde von meinem Standort in Buea entfernt) in Empfang genommen. Ich hatte mir vorerst gar nicht richtig ausmalen können, wie dieser Besuch verlaufen würde und hatte noch meine Bedenken gehabt, ob es für mich auch wirklich das Richtige sei in diesem Jahr Besuch zu bekommen. Letztlich kann ich dies absolut bestätigen: Der Aufenthalt war ein voller Erfolg, alles lief mehr als nach Plan, was zum Einen an einer hohen Kulturaufgeschlossenheit der beiden lag (bei den Eltern einer anderen Freiwilligen ist es mit einem Kulturschock nämlich ziemlich nach hinten losgegangen, sodass sie früher abgereist sind!), andererseits an glücklichen Zusammenkünften wie z.B. einer kamerunischen Hochzeit, netten, sehr gastfreundlichen Menschen auf unserer Reise etc.

Also, sie kamen an und wir sind erstmal nach Buea gefahren, wo sie sich keine 2 Tage einleben durften, bis es zu unserer gemeinsamen Reise in den Westen und Nordwesten Kameruns aufging. Ausgewählt hatte ich diese zwei Reiseziele, da ich gehört hatte, dass es dort unglaublich viel spannende Kultur und Landschaft gibt, was sich von meinem gewohnten eher städtischen Leben in einer Universitätsstadt (davon gibt es nur zwei in Kamerun) doch sehr unterscheidet. Zum anderen sind in diesen Teilen auch Freiwillige der GIZ stationiert, die mir durchaus positiv berichtet hatten. Erster Zielort war Bafoussam (französisch), eine große Stadt mit vielen abgelegenen Besichtigungsorten. Wir waren am „Lac de Baleng“ (See von Baleng), der heilig ist und an dem regelmäßig Tieropfer gebracht werden (wir konnten von diesen Zeremonien noch weißes Pulver und andere unbekannte Substanzen vorfinden. Die Ruhe und Besonderheit dieses Ortes hat die Atmosphäre fantastisch wiedergegeben. Danach sind wir nach Foumban gefahren, eine kleine süße Nachbarstadt Bafoussams, die muslimisch geprägt ist. Der Sultan lebt dort noch heute, aber leider haben wir ihn nur auf Fotos und nicht live zu Gesicht bekommen. Im Nachhinein ist sie einer meiner Lieblingsorte gewesen und ich möchte unbedingt noch einmal mit mehr Zeit zurückkehren. Ein toller Markt mit ganz anderen Stoffen, als ich sie z.B. aus meinem Teil Kameruns gewohnt bin, hat es mir auch sehr angetan.

Dann sind wir am 3. Tag nach Bamenda in den Nordwesten des Landes weitergefahren, was sich in der einzig anderen englisch-sprachigen Provinz (außer Südwest wo ich wohne) befindet, sodass ich dort auch Züge des Pidgin-Englisches, das in Buea gesprochen wird, wiedererkennen konnte, was ganz witzig war.
Dort angekommen haben wir meinen besten Freund und Nachbarn Bride aus Buea getroffen, der nämlich aus Bamenda kommt und uns daher als eine Art privater Führer begleitet hat, was mir echt lieb war, da ich ja vorher selbst noch nie in diesen Teil gereist bin. Mit ihm haben wir einen Botanical Garden besichtigt, sind auf den riesigen Bamenda-Markt gegangen, und haben den Ort Bali besucht, der neben Foumban mein Lieblingsreiseziel wurde. Bali ist auch ganz klein, aber voll von reicher Kultur. In Bali gibt es einen Fon, der das Sagen hat und sich von ganz vielen Sub-Fons beraten lässt. Zufälligerweise ist Brides Vater einer davon und hat dementsprechend relativ viel Ansehen. Gekennzeichnet sind die Häuser dieser Herrschaftsleute mit Bastmatten, die deutlich sichtbar vor fast jedem Haus Balis zu finden sind. Interessant war es auch gerade abends, wenn wir mit Bride essen gingen und er uns mehr von seiner Familie berichtet hat. So konnten wir die Kultur mit dem Alltag anhand eines konkreten Beispiels eindrücklich vor Augen geführt bekommen. Sein Vater, der Subfon, musste, als er zu diesem ernannt wurde, mehrere Frauen zu seiner eigenen dazu heiraten, da er sonst kein Fon sein durfte. Er hatte tatsächlich keine Wahl und musste polygam werden. Aus mehreren durfte er sich zwei Frauen auswählen, da man als Subfon mindestens drei haben sollte, als Fon dementsprechend noch viel mehr. Bride berichtete uns dann davon, wie es ihm in seiner Kindheit als Kind von quasi drei Müttern aber nur einer leiblichen ergangen ist und er sagte, dass es keinen richtigen Unterschied im Verhalten der Frauen gab… Viele ganz interessante Lebensunterschiede kamen zur Sprache, und was ich anfangs als ich das erste Mal von Polygamie in Kamerun gehört habe, noch stark verurteilt habe, sehe ich jetzt vielmehr als interessante andere Kultur an, gerade weil diese drei Frauen auch so friedlich zusammen leben konnten und gut miteinander auskamen.
Auch die Reise in den Nordwesten hat uns erstaunlich weiter gebracht und als wir zurückkamen und mein Vater und Gabi ja gerademal eine Woche in Kamerun gewesen waren, hatten wir das Gefühl viel mehr von der Struktur verstanden zu haben und das Land ein Stück näher zu kennen.

Wir kamen zurück nach Buea und ich hatte genug Zeit mein Alltagsleben zu präsentieren, was bedeutet, dass wir auf dem Markt waren, Familien von meiner Schule besucht haben etc. Weihnachten kam und wir sind mit der Orock-Familie (von meinem Chef) und all den Kindern (adoptierte sowie eigene) in ein Dorf in die Messe gefahren – natürlich am 25. Dezember. Danach gab es ein großes Festmahl mit allen Freiwilligen und Familienangehörigen. Gesungen wurde leider nicht, dass hat mir etwas gefehlt, doch das haben wir versucht im Waisenhaus, dass auch zu UAC gehört mit den Kindern dort, die teilweise meine Schule besuchen, nachzuholen. Wir haben den ca. 10 Mädchen und Jungs, die über Weihnachten dort waren, Geschenke von unserer Reise (traditionelle Musikinstrumente, ein geschnitztes Springseil, ein Afrika-Puzzle…) mitgebracht und ein paar hier übliche Snacks wie Erdnüsse, Chin-Chin (Teigware) usw. gegessen. Schließlich sind wir zum Hotel, wo sie untergebracht waren zurückgefahren und haben eine eigene kleine Bescherung gemacht.
Insgesamt war es ein sehr gemütliches und vielseitiges Weihnachten, das wir alle genossen haben.

Kommen wir zu dem vielleicht am spannend klingendsten Punkt „Einmal Brautjungfer sein“… Tjaa, überrascht waren Rachel (die Amerikanerin) und ich auch sehr, als wir von Madame Bessem, Lehrerin von Klasse 1b in der Jamadianle, gefragt wurden, ob wir die Brautjungfern bei ihrer Hochzeit sein wollten. Erst fanden wir das eine sehr seltsame Vorstellung, da niemand von uns je schon einmal in unserem eigenen Land Brautjungfer gewesen war und wir keinen blassen Schimmer hatten, wie wir uns das hier in Kamerun vorstellen konnten. Letztlich hat sie uns erklärt, dass wir zwei von sechsen sein würden und jeder einen Bride’s groom-Partner an die Hand bekäme. Drei von den sechs Männern sollten Lehrer von unserer Schule sein, was Rachel und mir ein bisschen „awkward“ vorkam, sodass wir schnell arrangierten, die anderen Jungs auszusuchen.
Viele Vorbereitungen waren das vor der Hochzeit, denn eine Brautjungfer muss natürlich auch ein spezielles Brautjungfernkleid aus dunkelrotem Satin tragen und es sollte bei allen von uns sechsen identisch sein. Der Stoff wurde uns netterweise gestellt, sodass wir selbst nur die Schneiderin bezahlen mussten und naja, immerhin haben wir jetzt für alle Zeiten mal ein ziemlich schickes, natürlich sehr kitschiges (das ist so kamerunische Masche falls ich das noch nie erwähnt habe) Kleid für feine Anlässe.
Die Hochzeit kam und mein Vater sowie Gabi hatten sich auch aus traditionellem Stoff extra ein Hemd und ein Kleid aus afrikanischem Stoff schneidern lassen, was sehr schön aussah. Ich wartete vergeblich auf mein Brautjungferntraining, das zwar immer geplant, jedoch nie realisiert wurde. So sind Rachel und ich dann eine Minute vor Beginn der Trauzeremonie über den speziellen Schritt, mit dem wir durch den ganzen Kirchengang laufen sollten, aufgeklärt worden und hatten unseren eigenen Spaß. Ich muss sagen, dass ich mich in Punkto Hüfte afrikanisch schwingen wohl schon ziemlich gut angepasst habe, denn den Kamerunern hat es gefallen und mein Vater war  überrascht haha. Eine tränenreiche, schöne, kitschige Trauung wurde vollzogen, auch wenn ich von dem Prediger, wie schon häufiger in kamerunischen Gottesdiensten, nicht so viel gehalten habe.
Hinterher sind wir alle zusammen zu einem Hotelkomplex gefahren, wo es ein großes Buffet gab und ein nettes Programm.
Eine gelunge Hochzeit kann man wohl meinen und ich habe es als eine große Ehre gesehen, einmal kamerunische Brautjungfer gewesen sein zu dürfen J.

Nun sind wir auch schon beim Silvester am Meer angelangt. Denn zwei Tage nach der Hochzeit war es schon soweit: Das Jahr 2013 stand bevor. Die holländischen Freiwilligen Laura, Johanna mitsamt Familienbesuch, zwei kamerunische Freunde, sowie ich und mein Familienbesuch haben wir uns am Montag, den 31. Dezember auf den Weg in die Nachbarstadt Limbe an den Strand gemacht. Wir haben uns den gemütlichsten und untouristischsten Strand, den Tsaben Beach ausgesucht und es uns dort sehr gut gehen lassen. Ein langer Bade- und Faulenztag wurde daraus, der mit einem ca. anderthalb Meter langen gerösteten Fisch zum Abendessen direkt am Strant gekrönt wurde. Leider ging es Johannas Familie gesundheitlich nicht so gut, weshalb wir ohne sie abends in das neue Jahr feiern gegangen sind. Wir haben uns eine schöne Bar am Meer ausgeguckt und 00:00h abgewartet… Spektatkulär kann man das, woraus wir dann letztlich gewartet haben zwar nicht nennen, aber nett war es dennoch. Wir haben heimlich mit Sekt angestoßen (war in der Bar leider verboten), über die Vornehmungen und Wünsche für das neue Jahr gesprochen und die Meeresluft genossen. Abgesehen von Feuerwerk (sehr vereinzelt ca. 1 Minute lang weit entfernt am Horizont sichtbar), Wunderkerzen und Bleigießen hat es uns an nichts gefehlt – nur hätte ich natürlich gerne wie gewöhnlich in Deutschland meine engsten Freundinnen und Familie um mich herum gehabt, aber man kann schließlich nicht alles haben, wenn man überhaupt schon einmal das Glück hat ein Silvester an einem Ort wie der kamerunischen Küste zu verbringen!
Später am Abend haben sich die Wege von den Freiwilligen und der Familie getrennt und wir sind in die Stadt reingegangen, um andere Freiwillige, die vom ganzen Land angereist kamen, um es mit uns am Meer zu feiern, zu treffen. Wir haben getrunken, getanzt und Spaß gehabt, bis es dann am frühen Morgen ziemlich müde ins Hotel zum Schlafen ging.
Nach einem langen verschlafenen Vormittag sind wir abermals an den Strand rausgefahren, um ein letztes mal die Meeresbrise zu genießen, denn schon bald darauf hieß es Abschied nehmen von meinem Besuch.
Am Mittwoch, den 2. Januar bin ich also mit meinem Vater und Gabi in Richtung Douala Flughafen gefahren und habe sie weggebracht. Ein Stück weit Erleichterung war da auch in mir und die allerletzte Spannung ist von mir abgefallen als ich zurückblickend sagen konnte, das beide die Zeit mehr als nur ein bisschen genossen hatten und uns vor allem nichts gravierendes wie Krankheiten, Überfälle oder andere Unsicherheiten widerfahren ist.
Tja, zwei sehr schöne und von zahleichen Erfahrungen und Ereignissen geprägte Wochen gingen so vorbei und am nächsten Tag hieß es: Alltag & Schule, worauf ich mich nach den langen Ferien echt gefreut habe. Die Kinder sind mir so ans Herz gewachsen und ich habe mich schon so an sie gewöhnt, dass sie ein richtiger Teil meines kamerunischen Lebens geworden sind, den ich nicht mehr wieder hergeben möchte. Es kann einem in ihrer Gegenwart nicht lange schlecht gehen, denn sie bringen ein doch wieder wohl oder übel (meine Launen können hartnäckig sein!) zum Lachen =).

Lange hatte ich allerdings nichts von ihnen, denn nach anderthalb Wochen hieß es für mich ab zum Zwischenseminar. Dieses fand in Kribi, einer anderen Küste Kameruns statt, die ca. 5 Stunden von Buea entfernt ist. Ein paar Freiwillige aus meiner Region sind mit mir dorthin gefahren und wir haben alle 10 anderen Freiwilligen sowie Jean-Claude – meinen Regionalkoordinator – und André – den Kamerunkoordinator – wiedergesehen. Kribi war eine interessante Woche. Die Lage am Meer war natürlich sehr komfortabel, sodass wir in den Pausen des Seminars (vor dem Frühstück, in der Mittagszeit und vor dem Abendessen) raus an den Strand konnten um aufs Extremste zu entspannen. Wunderschön war das. Zudem hat mir sehr gut gefallen, dass wir uns zu zwei bis drei Freiwilligen morgens zusammen schlossen, um noch vor dem Frühstück joggen und danach zur Abkühlung kurz baden zu gehen. Auch die Inhalte des Seminars waren spannend und ich hatte nicht wirklich das Gefühl, dass sich vieles von einem Seminar zum Nächsten wiederholt, aber man doch immer auch wieder mit der Veränderung der Zeit und den entsprechenden Erfahrungen einen neuen Blickwinkel auf die gleichen Themen entwickelt. Traurig war allerdings, dass wir eine Freiwillige weniger waren, da Bené aus einem traurigen Anlass abgereist ist. Aus dem gleichen Grund kam auch der Weltwärts-Beauftragte der GIZ zu unserem Seminar spontan aus Deutschland angereist, um uns das Gefühl zu geben, dass die GIZ wirklich für uns da ist und um uns auch die Möglichkeit zur Konversation mit ihm zu geben. Ich fand das ein gutes Zeichen und war danach etwas beruhigter.

Mich eigentlich ziemlich erholt fühlend bin ich dann von dem Seminar wieder nach Buea zurückgekehrt, doch habe ich prompt am selben Abend noch Fieber und Diarrhea bekommen, was sehr unpassend kam, da wir in Hannahs Geburtstag reinfeiern wollten und dementsprechend auch laute Musik und viele Gäste in der WG hatten. Ich lag dann also im Volunteers Haus ziemlich flach, habe mich bis 00:00h von dem Geschehen fern gehalten und mich immer schlechter gefühlt. Bis 01:00h habe ich dann Hannah zu liebe noch irgendwie versucht im Wohnzimmer zu bleiben, dann aber natürlich zum Nightclub abgesagt und nur geschlafen. Am Sonntag war es nach kurzer Fieberpause eher noch schlimmer, sodass wir den Doktor gerufen haben, der mir am nächsten Morgen nach zwei Tests Malaria und Parasiten attestierte. Schade Schokolade! So hatte ich Montag und Dienstag zwei langwierige Infusionen und hing den ganzen Tag im Bett fest. Ingesamt wurden mir an die 10 Medikamente verschrieben – alle natürlich höchst notwendig (aber das kannten wir auch nicht anders von Lauras mehrfachen Erkrankungen). Immerhin war am zweiten Tag das Fieber weg und hat es auch nicht mehr gewagt wiederzukommen. Ich fühlte mich aufgrund der Medikamente wahrscheinlich bis Donnerstag noch ziemlich schlapp, konnte mich am Freitag dann aber mal kurz in der Schule blicken lassen und am Wochenende schon fast wieder „normal“ in den Alltag reinleben. Insgesamt kann ich also nur Entwarnung geben, das ist auch der Grund, warum ich die Malaria nun doch in meinem Blog öffentlich erwähne. Aus Deutschland kam nämlich fast Todesangst und auch das, was ich vorher an Kommentaren aus Deutschland über Malaria in Afrika hörte war teils schockierend…
Malaria ist eine gut heilbare Krankheit, die ungefähr wie eine Grippe schnell vorüber geht, wenn man sie denn schnell erkennt und behandelt. Problematisch wird es deshalb oft bei der einheimischen Bevölkerung, da nicht genug Geld da ist, um ins Krankenhaus zu fahren und die Medikamente (die auch in viel zu großer Quantität verabreicht werden) zu beschaffen. Über den Arzt, der mich behandelt hat, kann ich allerdings nicht so positiv reden. Es ist zwar der Privatarzt der Familie meines Chefs, der angeblich in Amerika studiert hat und deshalb ja auch der Beste sei, doch halte ich nichts von ihm und werde mich auch nicht noch einmal bei ihm behandeln lassen. Dass meine Malaria geheilt wurde habe ich wohl eher den üblichen allgemeingültigen Malaria-Medikamenten zu verdanken, anstatt der Hilfe des Arztes. Nachdem er mir die Infusionen zweimal nicht in die Venen sondern in einen anderen Part meines Arms gepumpt hatte – nicht gerade schmerzfrei, wenn man es zu spät bemerkt und der Arzt erst nach 5 Stunden wieder vorbeischaut – habe ich ihm gesagt, dass ich nun lieber ins Krankenhaus, von dem ich wusste, dass dort eine amerikanische Ärztin arbeitet, gehen würde für die weitere Behandlung. Zudem wollte ich mir die letzte Spritze auch lieber von einer Frau gehen lassen. Jedenfalls haben sich die Nurses dort so sehr über die Anzahl an Medizin aufgeregt und mir erklärt, was man davon eigentlich alles besser nicht zusammen einnehmen sollte, dass sich mein schlechtes Bild von diesem ach so tollen Leibarzt noch verstärkt hat, Als dann die richtige Ärztin hereinkam sagte sie, dass es ein Wunder sei, dass es mir überhaupt besser ginge, nach dem was er alles in mich reingepumpt hat und dass auch die zwei Infusionen eindeutig zu viel und nicht nötig gewesen seien. Der Arzt scheint wohl ziemlich auf Kohle aus zu sein. Naja, das war dann eben das letzte Mal. Ich möchte jetzt auch nicht verallgemeinern, dass alle kamerunischen Ärzte so sein, aber ich bevorzuge es einfach mal weiterhin zu der amerikanischen Ärztin zu gehen. Wenigstens bin ich jetzt wieder putzmunter und auch nach einer lästigen Augenentzündung, die von einem Freiwilligen zum nächsten ging, wieder ganz gesund – ein Glück!

Ich freue mich schon sehr auf die bevorstehenden Wochen, da ich in gut einer Woche den Mount Cameroon und am Ende des Monats Februar meine erste Tour in den Norden Kameruns machen werde… Ich halte Euch gerne auf dem Laufenden und freue mich auf jede Antwort von Euch auf diesen Blog, damit ich auch bei Euch nicht das Gefühl habe, in diesem Jahr sei Euer Leben stehen geblieben. Schreibt mir, wenn es nicht so ist… ;-)